KIBIS-Kontaktstelle
im Kreis Rendsburg-Eckernförde
Ahlmannstr. 2a
24768 Rendsburg


Selbsthilfe in Zeiten von Corona
Selbsthilfe in Zeiten von Corona – Stärken und Herausforderungen
Ein Gespräch mit den Mitarbeitenden der Selbsthilfe-Kontaktstellen des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein
Corona wirbelt vieles durcheinander – wie haben sich die Kontaktbeschränkungen der Covid19 Pandemie auf die Selbsthilfe ausgewirkt?
Die Art, wie Selbsthilfegruppen mit Veränderungen umgehen, ist sehr unterschiedlich. Besonders herausfordernd ist es, wenn eine Gruppe für sich keine Möglichkeit sieht, sich zu treffen und der Verlust des persönlichen Kontaktes wie eine Lähmung wirkt.
Während manche Gruppen sich zurückziehen und Angst haben sich aufzulösen, werden andere Menschen in Gruppen aktiv und kreativ.
„Selbsthilfe kann Krise!“ In Selbsthilfegruppen sind Menschen, die gelernt haben Krisen bewusst zu bewältigen. Sie kennen den Wert der gegenseitigen Unterstützung. Sie erfahren Ermutigung, für sich selbst wieder wirksam zu werden und erleben sich selbstkompetent. Und manchmal zählt die Fähigkeit schwierige Situationen auszuhalten, sich neu zu sortieren und nach anderen Möglichkeiten zu suchen.
Krise und Kreativität – oder Not macht erfinderisch! Diese Lebenseinsicht wird von Menschen in der Selbsthilfe umgesetzt. Um sich treffen zu können haben Gruppen ungewöhnliche Orte gewählt. Da werden Stühle vom Supermarkt-Café bereitgestellt, um sich außerhalb der Öffnungszeiten mit Distanz zu treffen. Es gibt Treffen im Park und gruppenübergreifende Wanderungen. Telefonpatenschaften und Chatgruppen wirken gegen Vereinsamung. Andere haben eine eigene Website auf den Weg gebracht, machen Pressearbeit in eigener Sache.
Die Chancen der Digitalisierung - Für einen wachsenden Personenkreis ist die Nutzung digitaler Medien wie Chatgruppen und Videokonferenzen eine Gelegenheit um in Kontakt zu bleiben. Die Digitalisierung wird als gute Ergänzung zur persönlichen Begegnung angesehen, um sich zu informieren, sich auszutauschen und bei eingeschränkter Mobilität. Der Informations- und Schulungsbedarf an digitalen Kompetenzen ist hoch. Viele Selbsthilfekontaktstellen und die Selbsthilfe-Akademie bieten Übungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Dabei werden Unsicherheiten abgebaut, es gibt Erfolgserlebnisse und vielfach Spaß an der Nutzung.
Gestärkt in der Pandemie – In den letzten Monaten haben alle Akteurs-Ebenen der Selbsthilfe zusammengewirkt und Menschen gestärkt. Die Selbsthilfekontaktstellen sind vor Ort aktiv, beraten und begleiten. Sie halten Kontakt, um das Netz der Selbsthilfe zu stärken. Selbsthilfeorganisationen stellen umfassend indikationsspezifische Informationen bereit, digitale Angebote werden ausgebaut und den Gruppen nähergebracht.
Selbsthilfe ist systemrelevant –Herausfordernd für alle Beteiligten ist die fehlende Sicht auf die Selbsthilfe als systemrelevante Struktur. Selbsthilfe dient der Daseinsvorsorge und Fürsorge, daher ist ein klares Plädoyer wichtig, dass Gruppen sich unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen treffen können. Dort, wo Gesundheitsämter Selbsthilfegruppentreffen ermöglicht haben, wurden Menschen unterstützt gut durch die Krise zu kommen. Davon haben besonders Menschen mit psychischen Belastungen und Suchterkrankungen profitiert.
Mit Spannung sehen die Mitarbeitenden der Kontaktstellen der Zeit entgegen, wenn Gruppentreffen wieder möglich sind. Eines ist gewiss: Selbsthilfe kann Veränderungen kreativ gestalten.
Im Gespräch mit Birgitt Uhlen-Blucha waren: Uta Ermler-KIBIS FL, Susanne Jahn-KIBIS RD, Hanne Nuijen-Bodenstein und Marten Becker-KIBIS Itzehoe, Ulli Krusekopf-KIBIS SL, Renate Schächinger und Susanne Urdahl-KIBIS Hzgt. Lbg., Angelika Weinert , KIBIS NF.